Lipödem und Sport

Ist das Lipödem resistent gegen Sport?

Wer unter einem Lipödem  leidet – einer Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich bei Frauen auftritt – bekommt oft zu hören: „Das Lipödem ist resistent gegen Sport“. Doch was ist wirklich dran an diesem Vorurteil?

 

Sport kann nicht heilen, aber lindern

Fakt ist: Das Lipödem ist eine Erkrankung des Fettgewebes, die sich selbst durch exzessiven Sport und Fastenkuren nicht aufhalten lässt. Als wäre die stetige Umfangsvermehrung nicht schon genug, leiden die Betroffenen meist noch unter starken Schmerzen. Sportliche Aktivität kann aber dabei helfen, keine weiteren Fettpölsterchen zusätzlich zum Lipödem aufzubauen und verhindern, dass sich zusätzlich zum Lipödem ein sekundäres Lymphödem entwickelt (oft als Lipo-Lymphödem bezeichnet). Auch wenn Sport beim Lipödem keine Heilung versprechen kann, lassen sich die Symptome und Beschwerden damit deutlich reduzieren. Wir erklären, worauf es dabei ankommt.

Das Lipödem - wirklich resistent gegen sportliche Aktivität?
Das Lipödem - wirklich resistent gegen sportliche Aktivität?

 

Sport als fester Bestandteil der KPE

Bei Lip- oder Lymphödemen kommt meist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) zur Anwendung. Sie soll die Beschwerden bessern und Komplikationen wie Gelenkbeschwerden oder ein Lipo-Lymphödem vermeiden. Die KPE besteht aus Manueller Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Hautpflege, Bewegung und Selbstmanagement. Sport und Selbstmanagement können nicht nur die Behandlungserfolge unterstützen, sondern auch die Lebensqualität verbessern und das Durchhaltevermögen der Patienten steigern.


Was müssen Lipödem-Patientinnen beim Sport beachten?

Für Lipödem-Betroffene lautet die Devise: Gewicht reduzieren bzw. kein zusätzliches Gewicht aufbauen. Dabei geht es weniger um Krafttraining, sondern eher um moderates Ganzkörper- und Ausdauertraining. Schonendes Training ist wichtig, um die ohnehin schon belasteten Gelenke nicht weiter zu schädigen.

Lipödem-Patienten sollten unbedingt darauf achten, beim Sport möglichst ihre Kompressionsstrümpfeoder -strumpfhosen zu tragen. Denn die Kompression unterstützt die Muskeln, die Venen und das Lymphsystem dabei, Blut in Richtung Herz und Lymphflüssigkeit in Richtung Lymphknoten zu transportieren. Bei Lipödem-Betroffenen funktionieren Lymph- und Venensystem oft nur noch eingeschränkt. Ohne die unterstützende Kompression besteht die Gefahr, dass Flüssigkeit im Gewebe versackt und es zu weiteren Komplikationen oder Schwellungen (Ödemen) kommt.

Sport im Wasser bringt für Lipödem-Patientinnen viele Vorteile.
Sport im Wasser bringt für Lipödem-Patientinnen viele Vorteile.

 

Diese Sportarten eignen sich besonders gut für Lipödem-Patientinnen:

  • Sport im Wasser: Ob Schwimmen, Aqua Cycling, Aqua Fitness, Aqua Walking oder Wassergymnastik: Bewegung im Wasser ist nicht nur schonend, sondern auch besonders effektiv. Denn hierbei funktioniert der Wasserdruck wie eine Lymphdrainage und entstaut die Beine. Deshalb ist Wassersport auch der einzige Sport, der ohne Kompression ausgeführt werden kann. Ein positiver Nebeneffekt: Der Auftrieb im Wasser reduziert das Körpergewicht auf ein Minimum. Trainiert werden nicht nur Beine, sondern auch Rücken, Arme und Bauch.
  • Trampolinspringen: Eine weitere sehr effektive und schonende Methode ist das Trampolinspringen. Beim Hüpfen wird nicht nur die Muskulatur gekräftigt, sondern auch der Lymphfluss angeregt und ganz nebenbei die Fettverbrennung angekurbelt. Während des Absprungs spannen sich die Muskeln an, in der Luft entspannen sie sich wieder. Die Kompressionsstrümpfe unterstützen den Blut- und Lymphtransport im Körper zusätzlich. Auf dem Trampolin fallen alle Bewegungen leichter. Auch auf die Bandscheiben hat das Trampolinspringen einen positiven Effekt, denn beim Springen zieht sich die Wirbelsäule zusammen und die Bandscheiben können besser mit Flüssigkeit versorgt werden. Somit ist das Training auf dem Trampolin auch zur Vorbeugung von Bandscheibenvorfällen geeignet.
  • Faszientraining: Die Faszien sind Teil des Bindegewebes und umschließen Gelenke, Muskeln und Knochen sowie auch die Lymphbahnen wie eine Hülle. Sie bestehen aus Wasser, Kollagen und Klebstoffen. Bei einem gestörten Lymphabfluss, wie er beim Lipödem häufig vorkommt, staut sich Fibrinogen (ein Blutgerinnungsfaktor) in den Lymphbahnen und kann dazu führen, dass die Faszien verkleben. Verklebtes Fasziengewebe kann eine Ursache für die Lipödem-Schmerzen sein. Beim Faszientraining soll dieses verklebte Bindegewebe wieder gelockert werden, so dass neues Kollagen gebildet werden kann und die Faszien wieder geschmeidiger werden. Faszienrollen zur Selbstmassage in verschiedenen Größen und Stärkegraden können dabei helfen, die Verklebungen zu lösen. Achtung: Die Anwendung kann anfangs sehr schmerzhaft sein, bis sich die verklebten Faszien wieder lockern.
  • Nordic Walking: Beim Nordic Walking werden sämtliche Muskelgruppen trainiert und damit sogar die Arme, die bei manchen Patientinnen auch vom Lipödem betroffen sind. Das Walken mit Stöcken ist besonders gelenkschonend und für Ungeübte schnell zu erlernen.
  • Crosstrainer: Schonendes und effektives Ausdauertraining ist auch mit Fitnessgeräten wie dem Crosstrainer möglich. Dabei werden u. a. Beine, Arme, Bauch und Gesäß trainiert. Im Unterschied zum Joggen wird dabei keine Belastung auf die ausgeübt.
  • Training unter Wechseldruck: Spezielle Trainingsgeräte kombinieren moderates, gelenkschonendes Training mit durchblutungsfördernden Elementen. Dabei wird mit Über- und Unterdruck gearbeitet, wobei das Gewebe einem Vakuum ausgesetzt und so die Durchblutung anregt wird, ähnlich wie beim Schröpfen.


Anderen Mut machen und ein Vorbild sein

Schätzungen zufolge leidet jede zehnte Frau in Deutschland an einem Lipödem. Mit dieser Krankheit offen umzugehen und anderen zu zeigen, wie sie ihre Herausforderungen aufs Tägliche meistern – das sind #Lipödem-Mutmacher. Hier berichten sie von ihrem Alltag, von ihren Sorgen, aber auch von ihren Freuden, und geben Tipps im täglichen Umgang. Mehr zur Initiative #LipödemMutmacher

 

Bitte beachten Sie: Dieser Artikel dient lediglich der Information und ersetzt keinen Arztbesuch.

 

 


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