Lymphödem

Hier erklären wir Ihnen die Entstehung, die Ursachen, die Symptome und die verschiedenen Stadien eines Lymphödems.


Was ist ein Lymphödem?

Als „Lymphödem“ wird eine Schwellung des Gewebes durch eingelagerte Flüssigkeit bezeichnet. Diese Schwellung entsteht, wenn sich im Gewebe mehr Flüssigkeit ansammelt als abtransportiert werden kann. Eine Ursache können Entzündungen sein (bspw. ein Insektenstich oder ein verletzter Knöchel) sein, sodass das Lymphsystem zeitweise überlastet ist – hier spricht man von einem akuten Lymphödem. Klingt die Entzündung ab, geht auch die Gewebsschwellung zurück.

Andererseits kann auch eine chronische, d.h. dauerhafte Störung des lymphatischen Systems vorliegen. In diesem Fall ist es ratsam, schnellstmöglich mit einer entsprechenden Behandlung zu beginnen, um vorzubeugen, dass sich der Zustand verschlechtert.

Je nachdem, ob ein Lymphödem angeborenen ist oder sich erst im Laufe des Lebens entwickelt, unterscheidet man nach einem „primären“ oder „sekundärem“ Lymphödem.

 

Therapietreue ist das A und O bei Lymphödemen.
Therapietreue ist das A und O bei Lymphödemen.

Angeboren: Das primäre Lymphödem

Bei Menschen mit einem primärem Lymphödem ist der fehlerhafte Aufbau des Gefäßsystems angeboren. Jedoch wird die Fehlbildung nur selten direkt nach der Geburt sichtbar, da die funktionierenden Gefäße die Fehlfunktion noch ausgleichen können. Erst wenn der intakte Teil der Mehrbelastung bspw. während der Pubertät oder durch Verletzungen nicht mehr standhalten kann, wird das Lymphödem in Form einer Schwellung sichtbar.
 

Folgende Fehlbildungen können zur Störungen des Lymphsystems führen:

  • Einzelne Lymphgefäße oder Lymphknoten fehlen.
  • Zu wenige Lymphgefäße sind vorhanden.
  • Lymphgefäße sind verengt oder erweitert.
  • Lymphgefäße sind verhärtet.

 

llustration eines Lymphödems.
Anzeichen für ein Lymphödem: Einseitige Schwellung des Beines.

Beschädigt: Das sekundäre Lymphödem

Sekundäre Lymphödeme kommen häufiger vor als primäre Lymphödeme. Kennzeichnend ist, dass das Lymphsystem durch äußere Einwirkung, wie Operationen oder Verletzungen geschädigt wurde. Meist ist die Entfernung von Lymphknoten sowie die Schädigung von Lymphgefäßen im Zuge der Krebstherapie die Ursache für ein sekundäres Lymphödem. Bspw. ist es notwendig die Lymphknoten in der Region eines Tumors vorsorglich mit zu entfernen, um der Bildung von Metastasen vorzubeugen. Dadurch wird der natürliche Abfluss der Lymphflüssigkeit unterbrochen und gestört. Zudem ist die Krebsbehandlung mittels Strahlentherapie eine häufige Ursache für geschädigte bzw. verhärtete Lymphgefäße. Kann der intakte Teil des Lymphsystems den entstandenen Schaden nicht ausgleichen, kann früher oder später ein Lymphödem entstehen.

Bleibt ein Lipödem zu lange unbehandelt und wird dadurch der Lymphtransport beeinträchtigt, kann sich die Mischform namens Lipo-Lymphödem entwickeln.

 

Ursachen für die Schädigung des Lymphsystems:

  • Operationen und/oder Bestrahlungen
  • Verletzungen und Quetschungen
  • Infektionen durch Pilze, Parasiten, Insektenstiche etc.
  • bösartige Erkrankungen (z. B. Tumor)
  • Hautentzündungen (z. B. Erysipel)

 

Symptome – Wie erkennt man das Lymphödem?

Kennzeichnend für ein chronisches Lymphödem sind einseitige Schwellungen der Körperteile, an denen die Gewebsflüssigkeit nicht richtig abtransportiert werden kann. Meist sind Arme und Beine betroffen, wobei Lymphödeme auch an Organen, Kopf oder Genitalien auftreten können. Leider sind die Daten über die Anzahl der Betroffen nur unzureichend. Schätzungen schwanken zwischen 80.000 und 2,2 Mio. Erwachsene mit einem Lymphödem. Fest steht jedoch, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. In der Regel lässt sich ein Lymphödem mit Hilfe einer Basisuntersuchung vom Facharzt einfach feststellen.

Je nach Schweregrad, können einige der folgenden Symptome Anzeichen für eine Erkrankung des lymphatischen Systems sein:

  • Extremitäten sind einseitig geschwollen, also asymmetrisch.
  • Man verspürt ein Spannungsgefühl.
  • Dellen lassen sich nur schwer in das angeschwollene Gewebe eindrücken.
  • Die Haut ist leicht verfärbt.
  • Die Haut verändert sich zunehmend: Sie ist prall und glatt.
  • Die Haut ist anfälliger für Irritationen und Entzündungen.
  • Die Hautfalte über den Zehenrücken oder Fingern lassen sich kaum bis gar nicht abheben (positives Stemmersches Zeichen).
Das Stemmersche Zeichen zur Erkennung eines Lymphödems
Rechts zu sehen das positive Stemmersche Zeichen.


Krankheitsverlauf – Stadien des Lymphödems

Ein Lymphödem entwickelt sich langsam und kann dementsprechend in verschiedene Entwicklungsstadien eingeteilt werden. Während das Lymphödem zu Beginn noch nicht sichtbar ist, nimmt die Schwellung mit zunehmenden Schweregrad des Ödems weiter zu. Damit werden weitere Mechanismen in Gang gesetzt, die zur Folge haben, dass sich das Lymphödem ohne entsprechende Behandlung weiter verschlechtert.

Im Zusammenhang mit der Ansammlung eiweißreicher Gewebsflüssigkeit kommt es zur Vermehrung (Fibrose) und Verhärtung (Sklerose) des Bindegewebes sowie zu Hautveränderungen bis hin zu chronischen Hautentzündungen. Diese wiederum begünstigen bakterielle Hautinfektionen, wie z.B. Wundrosen (Erysipele), welche das Lymphsystem in seiner Funktion für das Immunsystem zusätzlich belasten. Dementsprechend ist eine frühzeitige und andauernde Behandlung besonders wichtig, um zu vermeiden, dass die Krankheit weiter fortschreitet.

 

Man kann folgende Stadien eines Lymphödems unterscheiden:

Stadium 0: Latentes (unsichtbares) Ödem
Das lymphatische System ist bereits geschädigt, jedoch sind die Betroffenen in diesem Stadium beschwerdefrei, da der Abfluss der Gewebsflüssigkeit noch vom unbeschädigten Teil des Lymphsystems kompensiert werden kann.

Stadium I: Reversibles (rückbildendes) Ödem
Das lymphatische System ist gestört und die betroffenen Körperteile schwellen im Tagesverlauf an. Im Stadium I ist die Gewebsschwellung weich, sodass man eine Delle eindrücken kann. An den Finger- bzw. Zehenrücken lässt sich eine Hautfalte abheben (negatives Stemmersches Zeichen). Werden die betroffenen Gliedmaßen hochgelagert, geht die Schwellung wieder zurück.

Stadium II: Spontan irreversibles Ödem
Im Stadium II hat sich bereits überschüssiges Bindegewebe gebildet (Fibrose). Nun ist es nicht mehr möglich, die Gewebsschwellung durch Hochlegen der Gliedmaße zu reduzieren. Das Gewebe ist zudem verhärtet (Sklerose) und Dellen können kaum noch eingedrückt werden. Über dem Zehen- bzw. Fingerrücken lässt sich keine Hautfalte mehr abheben (positives Stemmersches Zeichen). Zudem werden erste Hautveränderungen sichtbar.

Stadium III: Elephantiasis
Das Bindegewebe hat sich weiter vermehrt und ist noch stärker verhärtet. Die Schwellungen nehmen extreme Formen an und es können Verdickungen sowie warzenähnliche Wucherungen entstehen. Außerdem sind die Hautveränderungen stark ausgeprägt. Die Haut ist äußerst empfindlich und, da Wunden nur schwer verheilen, anfällig für Hautinfektionen wie Wundrosen (Erysipel).

 

Lymphödem Stadien
Die verschiedenen Stadien des Lymphödems.

 

Bitte beachten Sie: Dieser Artikel dient lediglich der Information und ersetzt keinen Arztbesuch.

 


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