Lipödem und Ernährung
Ernährungsumstellung kann Beschwerden verbessern
Es gibt viele Fragen rund um das Thema Ernährung mit Lipödem: Kann man das Lipödem mit der richtigen Ernährung behandeln? Kann man es mit der richtigen Ernährung eventuell sogar heilen? Oder gibt es eine „falsche“ Ernährung für Lipödem-Patientinnen?
Fakt ist, eine ungesunde Ernährung und Übergewicht können das Ödem weiter verschlimmern. Im Umkehrschluss bedeuten weniger Pfunde weniger Beschwerden (1). Ernährung oder Diäten alleine können das Lipödem jedoch nicht heilen. Aber: Gesunde Ernährung und Normalgewicht sind wichtige Faktoren für mehr Wohlbefinden.
Welche Ernährung bei Lipödem?
Gesunde Ernährung ist wichtig. Über das Essen versorgen wir unseren Körper mit allen nötigen Nährstoffen. Doch leider ist nicht alles, was uns schmeckt, auch gesund für uns. Bei vielen Erkrankungen spielt die richtige Ernährung eine entscheidende Rolle. So auch beim Lipödem. Ungesundes Essverhalten kann dazu führen, dass die Fettdepots immer weiter zunehmen.
In Fachkreisen fallen immer wieder zwei Begriffe, wenn es um Lipödem und Ernährung geht: isoglykämische (einfacher gesagt: niedrig glykämische) und ketogene Ernährung.
Hinter beiden Ernährungskonzepten steht ein Gedanke: Mit der Ernährungsumstellung soll der Körper dazu gebracht werden, die vorhanden Fettreserven als Energiequelle zu nutzen und die Fettverbrennung anzukurbeln. Im Folgenden wollen wir den Hintergrund der glykämischen und der ketogenen Ernährung kurz erklären.
Niedrig-glykämische Ernährung
Ziel der niedrig-glykämischen Ernährung ist es, Blutzucker- und Insulinspitzen zu vermeiden. Der Hintergrund ist folgender: Ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, fördert dies die Entstehung von Fettleibigkeit und auch Diabetes.
Es ist ein Teufelskreislauf: Lebensmittel mit hohen glykämischen Werten lassen den Blutzuckerspiegel enorm ansteigen und kurbeln somit auch die Insulinausschüttung an. Dadurch wird der Fettabbau gebremst und darüber hinaus der Heißhunger befeuert. Wertige Lebensmittel mit geringer glykämischer Last hingegen sättigen länger, halten den Insulinspiegel auf einem niedrigen Niveau und der Körper greift auf Fettreserven als Energiequelle zurück.
Bei der niedrig-glykämischen Ernährung werden vorzugsweise Lebensmittel mit geringer glykämischer Last verwendet, wie zum Beispiel die allermeisten Gemüsesorten. Hingegen sollten beispielsweise Weißbrot und Pommes gemieden werden. Bekannt ist das Prinzip sowohl aus der diabetischen Kost als auch aus der sogenannten GLYX-Diät.
Aber Achtung! Neue Studien zeigen, dass der Blutzuckerwert nach dem Essen bei jedem Mensch unterschiedlich ist. Die Werte sind unter anderem vom Alter und dem BMI abhängig. Aber auch andere Faktoren scheinen den Blutzucker zu beeinflussen. Somit müsste der glykämische Index strenggenommen für jeden Mensch individuell errechnet werden. Die geläufigen Lebensmitteltabellen bieten aber eine erste Orientierung.
Die ketogene Ernährung
Bei der ketogenen Ernährung werden Kohlehydrate sehr stark reduziert – ähnlich wie bei der bekannten „Low Carb“ Diät, nur anfangs noch ausgeprägter. Der Hintergrund ist folgender: Kohlehydrate können sehr einfach in Energie umgewandelt werden. Sind davon wenige vorhanden, muss der Körper seine Energie aus anderen Quellen gewinnen. Durch den Kohlehydratentzug soll der Körper angeregt werden, Fett nicht weiter zu speichern, sondern als Energielieferant zu nutzen und so in den Fettstoffwechsel umzuschalten.
Gleichzeitig sollte die Proteinzufuhr auf den individuellen Bedarf abgestimmt sein, um die Muskelmasse zu erhalten. Je nach körperlicher Aktivität und Alter ist der Proteinbedarf jedoch unterschiedlich.
Positive Nebeneffekte der ketogenen Ernährung: Die Ausschüttung von Insulin wird – ganz im Sinne der niedrig-glykämischen Ernährung – sehr stark reduziert und sowohl die körperliche als auch die geistige Leistungsfähigkeit steigen!
Leckere Rezeptideen, wie im Video gibt es auf verschiedenen Koch-Portalen.
Rezept-Ideen
Der leckere Sattmacher ist schnell zubereitet und passt perfekt zu kohlehydratarmer Ernährung.
Am besten verwendet man frischen und gewaschenen Blattspinat, aber auch Tiefkühlspinat ist möglich. Dieser sollte jedoch zuvor aufgetaut sein und abtropfen.
Man nehme 2 Eier und quirlt diese in einer Schüssel. Dann circa 1/3 Fetakäse in kleine Würfel schneiden und frische Gartenkräuter hacken.
Öl in eine Pfanne geben (noch besser ist Kokos-Fett) und erhitzen. Die Eier bei halber Hitze in die Pfanne geben und mit einem Deckel abdecken. Dann nach kurzer Zeit Spinat und Feta zugeben, Deckel wieder schließen und Hitze weiter reduzieren. Wenn das Ei fest ist, kann alles noch mit Kräutern bestreut und mit Salz und Pfeffer gewürzt werden.
Guten Appetit!
Ideal auch zum Mitnehmen und als kleiner Vitamin-Booster im Alltag: Smoothies sind lecker, einfach zubereitet und machen satt. Es lohnt sich ein bisschen zu experimentieren, um die eigene Lieblings-Kreation zu finden. Hier eine kleine Inspirationshilfe:
Man nehme das Fruchtfleisch einer Avocado, schäle 1-2 Kiwi sowie ca. 100 g Ananas und gebe alles in den Mixer. Dann noch einen Teelöffel Chiasamen und etwa ¼ Liter Mandelmilch hinzufügen. Alles noch einmal mixen und fertig ist der Lecker-Schmecker-Gesund-Smoothie.
Man muss der Nudel mehr Beachtung schenken, denn sie macht uns glücklich ;) Darum darf ein Pasta Rezept an dieser Stelle nicht fehlen.
Man nehme 100 Gramm Dinkel-Vollkorn-Spaghetti und koche diese in Salzwasser „al dente“ (nicht zu lange kochen, denn, je weicher desto höher der glykämische Wert).
Schalotten, eine kleine mittelscharfe Peperoni – wer es nicht so scharf mag, einfach Kerne entfernen – sowie eine Knoblauchzehe klein schneiden und in einer großen Pfanne mit Olivenöl kurz anschwitzen. Nun eine beliebige Menge Kirschtomaten dazugeben und alles durchschwenken. Nebenbei den Rucola waschen.
Die fertigen Spaghetti in die Pfanne geben und unterheben. Ein kleines Rucola-Nest auf einen Teller geben, die Tomaten-Spaghetti darauf setzen und Parmesan grob darüber hobeln.
Guten Appetit!
Abnehmen trotz Lipödem
Ein Mythos besagt: Das Lipödem ist diätresistent und Patienntinnen mit Lipödem könnten nicht abnehmen. Das ist nur zum Teil richtig. Richtig ist, dass die chronische Fettverteilungsstörung durch Ernährung nicht aufgehalten werden kann. Patientinnen können jedoch an Körperstellen, die nicht vom Lipödem betroffen sind, abnehmen und so verhindern, dass sie übergewichtig oder adipös werden. Deshalb ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung wichtig. Damit können vor allem auch Begleiterscheinungen des Lipödems gelindert werden. Generell gilt: Je weniger Gewicht, desto weniger können sich Begleitsymptome wie beispielsweise Gelenkbeschwerden oder Adipositas entwickeln.
Dr. med. Olaf Deling, Chirurg für Gefäßchirurgie aus Düsseldorf, gibt seinen Patientinnen hilfreiche Ernährungstipps. Auf dem 3. Interdisziplinären Lymphsympsoium von Ofa Bamberg betonte er, wie wichtig es für Lipödem-Patientinnen sei, auf Industriezucker und 405er-Weizenmehl zu verzichten. Als Süßungsmittel kann man beispielsweise auf pflanzliche Alternativen wie Honig, Agavendicksaft, Birken- oder Kokosblütenzucker umsteigen. Mehle aus Dinkel oder Amaranth sind eine gute Alternative zum klassischen Weizenmehl. Seine Ernährungsempfehlung für Lipödem-Betroffene ist eine Low-Carb-Ernährung in Kombination mit Intervallfasten.
Low-Carb, Intervallfasten und Essenstagebuch
Generell sei es wichtig, dass eine Ernährungsumstellung für die Patientinnen einfach, schnell und preiswert ist. Nur so können sich auch langfristig Erfolge einstellen. Von zu komplexen Ernährungsmodellen, die sich in der Praxis nicht effektiv umsetzen lassen, rät der Experte deshalb ab. Mit basischer Ernährung lassen sich beispielsweise auch gute Ergebnisse erzielen, da diese Art der Ernährung auf Dauer jedoch sehr schwer durchzuhalten ist, ist sie keine echte Alternative zu Low-Carb. Dr. Deling empfiehlt parallel zur Ernährungsumstellung außerdem eine regelmäßige ärztliche Kontrolle, bei der Blutwerte, Schilddrüse, Leber, Niere sowie die ausreichende Vitaminversorgung überprüft werden.
Bevor Patientinnen mit einer Ernährungsumstellung beginnen, ist es ratsam, erst einmal eine Bestandsaufnahme zu machen. Das heißt: sich über die eigenen Essgewohnheiten bewusst zu werden und diese vielleicht in einer Art Essenstagebuch festzuhalten. Dadurch fällt es nachher im Gespräch mit dem betreuenden Arzt leichter, herauszufinden, welche Art von Ernährungsumstellung am besten zur jeweiligen Patientin passt.
Hilfe bei der Ernährungsumstellung
Eine Ernährungsumstellung braucht Disziplin, da es bedeutet, mit alten Gewohnheiten zu brechen und neue zu etablieren. Für Lipödem-Patienten kann es umso schwerer sein, da die Erfolge an den bekannten Problemzonen nur bedingt sichtbar sind.
Sowohl bei glykämischer als auch bei ketogener Ernährung muss man sich intensiv mit dem Thema Ernährung und der Wertigkeit verschiedener Lebensmittel auseinandersetzen. Eine professionelle Ernährungsberatung bietet gute Einblicke. Da bei Lipödem-Patienten zudem weitere Faktoren wie etwa Essstörungen hinzukommen können, kann eine Ernährungstherapie unter fachkundiger Anleitung sinnvoll sein.
(1) Faerber G. Ernährungstherapie bei Lipödem und Adipositas – Ergebnisse eines leitliniengerechten Therapiekonzepts. Vasomed 2017; 29:176-177.
Anderen Mut machen und ein Vorbild sein
Schätzungen zufolge leidet jede zehnte Frau in Deutschland an einem Lipödem. Mit dieser Krankheit offen umzugehen und anderen zu zeigen, wie sie ihre Herausforderungen aufs Tägliche meistern – das sind #Lipödem-Mutmacher. Hier berichten sie von ihrem Alltag, von ihren Sorgen, aber auch von ihren Freuden, und geben Tipps im täglichen Umgang. Mehr zur Initiative #LipödemMutmacher